Stresstest Fußgängerverkehr: Ein Experiment zur Messung des Stressempfindens von Fußgängern am Marienplatz in Stuttgart

Emotional Sensing, ein zum Open Walk Sensor umgebauter OBS sowie viel motivierte Probanden kamen im Rahmen des Masterarbeitsprojektes von Céline Schmidt-Hamburger unseren neue Mitarbeiterin am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) zur Studie

Stresstest Fußverkehr: Eine Studie im Rahmen des NRVP-Projektes
„Cape Reviso” zur Messung des Stressempfindens Zufußgehender in Stuttgart

Abschlussarbeit im Masterstudiengang Stadt- und Regionalentwicklung
zur Erlangung des akademischen Grades „Master of Arts (M.A.)“ an der
Universität Bremen

am Stuttgarter Marienplatz zusammen.

Schrägluftbild Marienenplatz Stuttgart

Ziel dieser Studie ist es, Erkenntnisse über die Wechselwirkung zwischen Stress und Gehen zu gewinnen. Grundlage für den Stresstest war eine Studie mit 15 Teilnehmern auf dem Stadtgebiet Marienplatz in Stuttgart. Für die Erhebungs- und Auswertungsmethodik wurde ein triangulierendes Verfahren angewandt und die baulichen und verkehrsbedingten Einflussfaktoren durch einen Testlauf einbezogen, bei dem die Teilnehmer mit einer Kamera und einem Distanzmesser ausgestattet wurden. Untersucht wurden vier exogene (Platzmangel, Unterbrechung der Wunschlinie, Lärm und die Qualität der Infrastruktur) und einige endogene Einflussfaktoren wie Geschlecht, Ortskenntnis und psychologische Eigenschaften. Die Messung der Biomarker Hautleitwert und Temperatur half, „Stressmomente“ (MOS) zu erkennen (nach Kyriakou et al. 2019). Heatmaps gaben Aufschluss über die räumliche Clusterung von MOS und damit Hinweise auf (stress- )relevante Orte am Untersuchungsort. Die meisten Cluster von MOS befinden sich an großen, stark befahrenen Kreuzungen, an denen mehrere Stressoren gleichzeitig wirken. Die Analyse der endogenen Einflussfaktoren ergab, dass die Frauen in der Stichprobe tendenziell mehr Stress erleben als die Männer. Personen, die mit dem Ort vertraut waren, erlebten tendenziell weniger MOS. Bei den psychologischen Merkmalen zeigte sich, dass die Faktoren Neurotizismus, Verträglichkeit und internal locus of control die Entstehung von Stress eher fördern. Personen, die eher extravertiert, offen, gewissenhaft und risikofreudig sind und ein höheres Maß an externer Kontrolle haben, neigen zu weniger MOS. Es wurden auch drei Cluster-Gruppen identifiziert (zögerliche Einzelgänger mit Pioniergeist, Sicherheitsabenteurer und sicherheitsaffine Einzelgänger), die ähnliche Muster in ihrer Stresswahrnehmung aufweisen.

Die Mobilitätsrevolution wird als wesentlicher Faktor zur Bekämpfung der Klimakrise gesehen, in deren Zuge auf Verbrennungsmotoren leidenschaftlich verzichtet und der motorisierte Individualverkehr zögerlich aufgegeben werden soll. Betrachtet man die Nutzung des Straßenraums durch die Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer, so wird schnell deutlich, dass der Fußverkehr ein Restposten bleibt und bisher eher wenig Beachtung findet (Umweltbundesamt 2018). Das Zufußgehen ist jedoch als Verkehrsmittel immer präsenter (Knie et al. 2021:14). Dies wirft die Frage nach der Relevanz einer guten Fußgängerinfrastruktur auf. Die positiven Auswirkungen sind vielfältig. Zu Fuß gehen verbessert nicht nur die Gesundheit auf individueller Ebene, sondern ermöglicht auch eine intensivere Wahrnehmung der Umgebung und ist finanziell, kulturell und sozial inklusiv (Umweltbundesamt 2018). Die Zunahme des Zu-Fuß-Gehens wird durch Faktoren wie Luftqualität, städtebauliche Hindernisse, Unfallrisiken mit anderen V erkehrsträgern oder auch alte Gewohnheiten bei der Verkehrsmittelwahl gehemmt (Umweltbundesamt 2018).

Eine weitere auffällige Dynamik im städtischen Kontext ist das stetig steigende Auftreten von stressbedingten Krankheiten. Neben der Prävalenz von Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden zunehmend auch psychische Erkrankungen wie Depressionen beobachtet (Adli 2017:16). Subjektive Faktoren, die mit der Wahrnehmung

von Stress zusammenhängen, beeinflussen manchmal, auch unbewusst, die Wahl des Verkehrsmittels (Zeile et al. 2021:613).

Ziel dieser Arbeit ist es daher, zwei Forschungsfragen zu beantworten:

1. Welche strukturellen und sozialen Faktoren führen zum Stressempfinden von Fußgängern im städtischen Raum?

2. Welche Rolle spielen die sozialen und psychologischen Merkmale?

Diese Studie untersucht die Stresswahrnehmung von Fußgängern. Der praktische Teil der Studie wurde am Marienplatz in Stuttgart durchgeführt. Dieser Ort ist für die Beantwortung der Forschungsfragen interessant, da er sich städtebaulich durch eine große Nutzungsmischung und seinen Status als Verkehrsknotenpunkt auszeichnet und daher gut für die Untersuchung geeignet ist.

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