Simulationen in der Stadtplanung kommt eine immer größere Bedeutung zu. Sie ermöglicht in Kombination mit Visualisierung evidenzbasierte Entscheidungs- und Planungsunterstützung und erlaubt zukünftige Implementierungen im realen Raum schon frühzeitig während der Planungsprozesse abschätzen zu können, kollaborative Planung und Grundlagen zur Beteiligung zu ermöglichen. Unter der Vielzahl der proprietären Werkzeuge ist insbesondere das Paket der PTV Group mit dem mikroskopischen Simulationswerkzeug Vissim und dem makroskopischen Simulationsmodell Visum hervorzuheben. Im Bereich der quelloffenen multimodalen Simulationswerkzeuge ist in der Forschung SUMO vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt weit verbreitet. Die am HLRS ständig weiterentwickelte quelloffene Software COVISE (COllaborative VIsualization and Simulation Environment) mit dem VR-Renderer OpenCOVER bietet die Möglichkeit große Datensätze aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Datenquellen in einem digitalen Zwilling interaktiv in der virtuellen Realität zu begehen oder zu befahren. Alle Arbeitsschritte von der Visualisierung einer Netzwerkanalyse mit Space Syntax oder eigenen Messdaten über die Vor-Ort-Begehung mit Entscheidungsträgern von geplanten Varianten in einer Ausschreibung bis hin zur Konfrontation von Probanden mit vorher durch die Kamerasysteme aufgezeichneten Szenarien im OpenSCENARIO-Format lassen sich hier in der gleichen Umgebung realisieren. Die Quelloffenheit aller essenziellen Module und die Portabilität auf die gängigen Betriebssysteme und neben VR-Anlagen und VR-Brillen auch auf gewöhnliche Desktopsysteme gewährleistet hier eine breite Nutzung der entwickelten Modelle nicht nur durch Experten, sondern vieler am Planungsprozess beteiligter Akteure. Trotz der vollständigen Abbildung der Prozesskette mit quelloffenen Werkzeugen ist auch die Integration von Daten proprietärer Tools in COVISE möglich, an einer Einbindung von Vissim-Simulationen wird bereits gearbeitet. Neben der visuellen Begutachtung von digitalen Zwillingen als Entscheidungsgrundlage in der Verkehrsplanung, spielen auch die Ergebnisse von Probandenstudien mit Simulatoren in der Virtuellen Realität eine wichtige Rolle. Beispiele finden sich bei den NRVP-Projekten RadOnTime und RASCH der TU München und dem Einsatz des Fahrradsimulators der TU Braunschweig basierend auf SILAB.
Simulation mit Probanden im Fahrradsimulator und Fußgängersimulator
In der virtuellen Realität können Proband*innen die aktuelle und zukünftig mögliche Verkehrssituation mit dem Fahrrad oder zu Fuß erleben. Mit OpenCOVER lassen sich als Massenware erhältliche Produkte wie ein Rollentrainer und eine VR-Brille zu einem interaktiven Fahrradsimulator im digitalen Zwilling der Stadt verknüpfen. In der sogenannten „Cave“ können solche Situationen dann mithilfe der VR-Brille und dem digitalen Zwilling erlebbar gemacht werden. Stressmessungen und Befragungen ermöglichen eine anschließende Auswertung.