Living Lab in der Stadtentwicklung
Stadt und Verstädterung sind als dialektisch ablaufende Prozesse unbestimmten Ausgangs zu beschreiben. Eine frühzeitige Einbindung aller relevanten Akteure in die Entwicklung bzw. Planung sowie Governance – also partizipativer transparenter Entscheidungsfindungsprozesse – ist erforderlich (Hammerl et al. 2016). International renommierte Planer bzw. Forscher wie Jan Gehl betonen in ihren Projekten die Bedeutung der „menschlichen Dimension“ als bedeutend für die qualitätsvolle Stadtentwicklung. Dies führte in den letzten Jahren zu einer steigenden Bedeutung von Living Labs im Bereich der Stadtentwicklung und bei Verkehrsplanungsprojekten. Die Einbeziehung externer Ressourcen in den Innovationsprozess wird als wichtiger Baustein gesehen (Hammerl et al., 2016). In der deutschen Übersetzung der „Living Labs“ sind Reallabore ein Forschungsformat mit dem Anspruch an transdisziplinäre Forschung und gleichzeitiger explizitem transformativen Zielen. Es stellt gewissermaßen einen Sonderfall in der Wissenschaft dar bezogen auf die gesellschaftliche Rolle von Wissenschaft, des Stellenwerts gesellschaftlicher Ziele und Fragen in der Forschung und der Partizipation nichtwissenschaftlicher Akteure an Wissenschaft und Forschung (Defila und Giulio, 2018). Ein Beispiel für ein Living Lab das sich erfolgreich insbesondere mit der Thematik der Verkehrsplanung und Stadtentwicklung befasste, ist das Reallabor Stadt:Quartiere 4.0.
Ziel der Kooperation von Wissenschaft und Praxis war es, eine nachhaltige Verbesserung der Planung durch den Einsatz innovativer (digitaler) Werkzeuge und Formate in Planungs- und Beteiligungsprozessen zu entwickeln. So wurden Realexperimente in der sonst stark regulierten Planung von Stadtquartieren ausprobiert, Handlungsräume für nachhaltige Gestaltung der Zukunft gemeinsam mit den relevanten Akteurinnen und Akteuren entwickelt und praktisch getestet sowie die Potentiale von innovativen und digital gestützten Werkzeugen für Analyse und Simulation in unterschiedlichen Projektphasen untersucht (Ruddat et al., 2019). Als weiteres Living Lab des vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg geförderten Programms “Reallabore Stadt” sei das Projekt “GO Karlsruhe” mit Schwerpunkt auf Fußgängerfreundlichkeit gennant.
Living Lab im CapeReviso
Durch die Umsetzung einzelner Szenarien im Living Lab sollen die Auswirkungen der planerischen Veränderungen aus der digitalen Welt in der realen Welt untersucht und verifiziert, sowie wiederum als iterative Schleife zur Anreicherung des Machine Learning Algorithmus des Systems zur automatischen Verkehrserfassung untersucht und verglichen werden. Als temporäre räumliche Interventionen sind z. B. die farblich-grafische Gestaltung öffentlicher Flächen (Straßenraum, Parkplätze, Geh- und Radwege etc.), temporäre Stadtmöblierung, oder Absperrungen (z.B. mittels Leitkegeln) angedacht.