Die menschliche Wahrnehmung und folglich das Verhalten, genauer gesagt das Mobilitätsverhalten, wird durch eine Reihe von Faktoren bestimmt. Diese lassen sich in exogene und endogene Einflüsse unterteilen (Śleszyński 2012:16f.).
Exogene Einflüsse
Wenn die Einflussfaktoren aus der Umwelt stammen, spricht man von exogenen Faktoren. In diesem Fall stimuliert die gebaute oder natürliche Umwelt die Sinneswahrnehmung des Menschen (Śleszyński 2012:18). Basierend auf empirischen Befunden werden diese in dieser Arbeit in Platzmangel (Enge), Widerstände (Barrieren), die Qualität der Umgebung bzw. Wegeführung und Lärm unterteilt. Diese bilden unmittelbar die Grundlage für die Arbeitshypothesen, die dem folgenden Schema folgen:
Wahrnehmung → Stress (als Reaktion) → negative Stresswahrnehmung.
Hypothese (H1): Das Gefühl von Enge oder potenzieller Enge führt zu einem negativen Stressempfinden von Fußgängern.
Hypothese 2 (H2) lautet daher: Die Unterbrechung der Wunschlinie führt zu einem negativen Stressempfinden von Fußgängern.
Hypothese 3 (H3): Lärmemissionen führen bei Fußgängern zu einem negativen Stressempfinden.
Hypothese 4 (H4) lautet daher: Eine niedrige Qualität der Infrastruktur führt zu einem negativen Stressempfinden bei Fußgängern.
Endogene Einflüsse
Endogene Faktoren bestimmen auch die Stärke der Wirkung von Stressoren. Endogene Faktoren beziehen sich auf individuelle demografische, sozioökonomische und soziokulturelle Merkmale von Personen und ihrem sozialen Umfeld (Wermuth 2005:247). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es eine Reihe von endogenen Aspekten gibt, die die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Stress abschwächen oder erhöhen.
Geschlecht: Die Literatur zeigt, dass das Geschlecht einen Einfluss auf die unterschiedliche Wahrnehmung von Stress hat. Es wird angenommen, dass Frauen Stress schneller erleben als Männer (Dörrzapf et al. 2014:852, Kyriakou et al. 2019:13).
Alter: Es wird angenommen, dass fortgeschrittenes Alter die Wahrnehmung von negativem Stress eher begünstigt (Schoon 2010:66, Ausserer et al. 2013:57f.).
Mobilitätsprofil: Es wird angenommen, dass eine Geh- oder Sehbehinderung die Stresswahrnehmung tendenziell begünstigt (Schoon 2010:66, Dörrzapf et al. 2014:852.).
Zweck der Reise: Nicht nur das vertraute Verkehrsmittel, sondern auch die vertraute Umgebung kann einen Einfluss auf das Auftreten von Stress haben. Stress wird in unbekannten Umgebungen schneller ausgelöst als an Orten, die häufiger frequentiert werden (Ausserer et al. 2013:57f.).
Psychologische Merkmale: Es werden auch psychologische Prädispositionen identifiziert, die eine unterstützende oder reduzierende Wirkung auf die Stressreaktion haben können (Schandry 2016:324f.). Zu diesen Faktoren psychologischer Natur gehören Persönlichkeit, Kontrollüberzeugungen und Risikotoleranz (Kovaleva et al. 2012:5).